Simon Rattle: Das SZ-Benefizkonzert in der Isarphilharmonie Konzerteinführung

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Wenn von herausragenden Musikern die Rede ist, müssen damit nicht immer diejenigen gemeint sein, die selbst am Instrument aktiv sind oder singen. Auch Dirigenten wie Sir Simon Rattle müssen hier genannt werden.

Sir Simon Rattle in der Isarphilharmonie: Ein grandioser Auftritt des Ausnahmemusikers

Sir Simon Rattle ist ein Fall für sich: Der in Liverpool geborene Dirigent mischt klassische Musik mit Jazz, bringt Tänzer auf die Bühne und lässt die Traditionalisten alt aussehen. Doch das ist ihm egal, denn nur die Musik zählt.

Zuletzt trat er ihm Rahmen des SZ-Adventskalenders zu einem Benefizkonzert mit dem BR-Symphonieorchester an. Dies geschah am 26. November 2021 um 20:00 Uhr in der Isarphilharmonie München. Davor war um 18:45 Uhr die Konzerteinführung angesetzt. Die Gäste sind in Scharen zum Konzert geströmt, allerdings leider nur virtuell. Denn vor Ort durften nur 450 Menschen eingelassen werden, was aufgrund der Corona-Bestimmungen sein musste.

Zu hören war die neunte und letzte vollendete Symphonie von Gustav Mahler, die Rattle wieder einmal grandios dirigierte. Dabei begleitet ihn Mahler schon längere Zeit: Zu seinem Antritt bei den Berliner Philharmonikern wurde die fünfte Symphonie gespielt, als Rattle Berlin im Jahr 2017 verließ, wurde die sechste Symphonie zum Besten gegeben.

Nun wird Sir Simon Rattle der neue Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters, was noch bis Anfang Januar 2021 für ein Gerücht gehalten wurde. Doch dann wurden die Verträge unterzeichnet und Rattle wird sich wieder einmal um das Wohl von Musikern und Musik bemühen.

Fest steht schon, dass er für den neuen Konzertsaal kämpfen wird, der im Werksviertel am Ostbahnhof entstehen soll. Rattle hat ein ähnliches Projekt schon einmal verfolgt, damals ging es um den Konzertsaal in London. Das Symphonieorchester dort sollte einen neuen Saal erhalten, doch auch hier spielte Corona wieder dazwischen. Die Kassen der Stadt sind leer, das Projekt auf Eis gelegt. Nun startet Simon Rattle einen neuen Versuch in München.

Video: BRSO: Happy Birthday Sir Simon Rattle!

Der Ärger der Musikfreunde

Für das Konzert des BR-Symphonieorchesters wären eigentlich 1800 Plätze zu vergeben gewesen. Doch dank der Corona-Bestimmungen durften nur 450 Zuhörer eingelassen werden. Die vorher verkauften Karten wurden daher für ungültig erklärt, nur noch 450 Stück wurden verkauft. Binnen weniger Stunden gingen sie an die Musikfreunde, die sich nun auf ein tolles Erlebnis freuen durften. Doch das Erlebnis wurde auf zweierlei Art getrübt.

Zum einen ist ein Konzert in einem ausverkauften Konzertsaal weitaus eindrucksvoller als mit möglichst großem Abstand der Zuhörer zueinander. Zum anderen sollten die Erlöse aus den Kartenverkäufen an das Projekt „Musik für alle Kinder“ gehen. Daraus wurde jetzt nichts, somit sollte aus dem Benefizkonzert leider eine Art Spendenaufruf werden müssen.

Geärgert haben dürften sich auch die übrigen Zuhörer, die zu Hause an den Bildschirmen das Konzert verfolgen mussten, für das sie so gern nach München gereist wären. Ein Live-Stream mag toll sein, ein wirkliches Konzerterlebnis bietet er nicht.

Sir Simon Rattle initiiert, andere führen es weiter

Vieles, was Sir Simon Rattle bisher auf den Weg gebracht hat, konnte sich in der Musikwelt durchsetzen, auch wenn einiges davon zu Anfang mit Argusaugen beäugt wurde. Ein Beispiel dafür ist sein Begriff der „Neuen Musik“, wobei Simon Rattle nicht die bei anderen Musikern bekannte Neue Musik meinte.

Er war immer offen für alle Musikrichtungen und hat den Kontakt mit dem Jazz gesucht. Dies geschah über die „Swing Company“, die für ihn zu einer Art Grenzgang wurde. Dafür arbeitete er mit Wynton Marsalis zusammen, seines Zeichens Jazztrompeter. Beide riefen ein Tanzprojekt für 170 Kinder und Jugendliche ins Leben.

Das Projekt galt als Fortführung von „Rhythm is it!“, was 2004 endete und bei dem „Sacre du printemps“ von Igor Strawinsky durch das Orchester sowie durch 239 jugendliche Tänzer aufgeführt wurde.

Was Sir Simon Rattle einführte, wurde für viele junge Dirigenten zur Selbstverständlichkeit und diese setzen sich heute mit der historischen Praxis zu Musikaufführungen ebenso selbstverständlich auseinander wie mit der Musik der Neuzeit. Rattle ist und bleibt aber das Original, der Initiator, dem die jungen Musiker folgen. Dies dürfte dem BR-Symphonieorchester in den kommenden Jahren durchaus gut tun und es bleibt abzuwarten, wohin der Weg noch gehen wird.

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